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Schüler helfen ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern in Kiew, Minsk und Moskau.

Wen können die Schüler betreuen?

Die Auswahl und Ermittlung der zu betreuenden ehemaligen Zwangsarbeiter und anderen NS-Opfer ist die erste und vordringlichste Aufgabe, die bis September 2004 endgültig in allen drei Städten gelöst werden muss.

In allen drei Städten wurde verabredet, daß die Listen der zu bereuenden Personen von den Mentoren der jeweiligen regionalen Partner-NS-Opfer-Verbände in Abstimmung mit den Projektleitern der Schule sowie freiwilligen Schülern und Helfern erstellt werden.

  1. lokale Auswahl: In jedem Falle gilt, daß sich die zu betreuenden Personen unmittelbar in der Umgebung der Schulen befinden sollen, um den Schüler lange Anfahrtswege zu ersparen.
  2. Erläuterung des Projekts: Ein weiterer wichtiger Akzent in allen drei GUS-Städten besteht darin, den zu betreuenden Personen den Hintergrund und die Art der angebotenen psycho-sozialen Hilfe zu erklären.

    Den ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern soll vermittelt werden, daß die Schüler zu der Hilfe weder verpflichtet wurden noch dafür bezahlt werden, sondern, daß sie freiwillige und selbstbewusste junge Menschen sind, die menschliches Mitgefühl, gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein sowie Interesse an der Geschichte ihrer eigenen Landsleute besitzen, daß gerade solche bewußten jungen Leute die Kraft entwickeln können, um zu verhindern, daß ihrer Generation und ihren Kindern in der Zukunft eine ähnliche Tragödie widerfährt wie der durch sie unterstützten älteren Generation.

  3. Anzahl der zu betreuenden Personen: In Moskau und Minsk wurde vereinbart, die Anzahl der regelmäßig zu betreuenden ehemaligen Zwangsarbeiter und anderen NS-Opfer vorerst auf 10 bis 12 Personen zu beschränken, in Kiew ist dieser Personenkreis mit 40 ehemaligen Zwangsarbeitern bereits wesentlich größer.

    Die zu betreuenden Personen sollen von den Mentoren der regionalen Opferverbände und den Projektleitern vor Ort sorgfältig ausgewählt werden, damit abgesichert ist, daß die zu betreuenden Personen Hilfe von Schülern (auch, wenn sie nicht vordergründig finanzieller Art ist) annehmen, über sich selbst Auskunft erteilen und auch auf Schüler eingehen können.

    Beide Seiten, die helfenden Schüler und die betreuten ehemaligen Zwangsarbeiter müssen an die Besonderheiten und die Neuartigkeit der von uns beabsichtigten psycho-sozialen Hilfe erst gewöhnt werden. Negative Erfahrungen der Schüler mit ehemaligen Zwangsarbeitern (aber auch umgekehrt) können den Gesamterfolg der psycho-sozialen Hilfe, das heißt das ganze Projekt, in Gefahr bringen.

  4. individuelle Betreuung und Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen: Bei der regelmäßigen und individuellen Betreuung von ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern sollen, in Abhängigkeit von den Ausgangsbedingungen vor Ort, auch Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ein Verein, der auf diesem Gebiet eine 50jährige Erfahrung besitzt) und andere Hilfsorganisationen einbezogen werden.

    Die jungen Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste können einen leichten Zugang zu unseren Projektschülern finden, deren Tätigkeit begleiten und anleiten. Sie selbst werden an Aktionen der Schule für ehemalige Zwangsarbeiter und andere NS-Opfer teilnehmen können, neue Menschen kennenlernen und auf diesem Wege Impulse für ihre eigene humanitäre Tätigkeit auch auf anderen Gebieten erhalten.

    Nicht zu vergessen ist hierbei ebenfalls, daß wir durch die Kooperation mit Freiwilligen von ASF und anderen Organisationen der latent vorhandenen und von mir besonders in Moskau empfundenen Konkurrenz zwischen deutschen humanitären Organisationen entgegensteuern und ein Beispiel dafür geben können, wie Hilfsaktionen zum maximalen Nutzen der Hilfsempfänger gebündelt werden und sich gegenseitig ergänzen können.

    Für die individuelle Betreuung von ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern ist bisher folgende Ideensammlung entwickelt worden, welche sich im Resultat der Besuche bei ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern noch erweitern wird:

    • Theaterbesuche/Besuche im Zoo usw. mit ehemaligen Zwangsarbeitern (viele alte Menschen haben seit Jahren keine öffentlichen kulturellen Veranstaltungen mehr besucht)
    • persönliche Gratulation zu Geburtstagen und sonstigen Feiertagen / schicken von Postkarten/Basteln von kleinen Geschenken
    • Begleitung zu Einkäufen, zum Arzt, zur Apotheke
    • gemeinsames Kochen und Essen
    • Kauf/Vorlesen von Zeitungen und Büchern
    • Hilfe im Haushalt und im Garten
    • gemeinsame Spaziergänge usw.
  5. psycho-soziale Hilfe in größerem Rahmen und vertrauensbildende Maßnahmen: Während meiner Sondierungsreise hat sich herausgestellt, daß der Brückenschlag zwischen „Kindern des Friedens“, welche freiwillig den heute betagten „Kindern des Krieges“ helfen möchten, komplizierter zu erreichen ist, als ursprünglich gedacht.

    Ehemalige Zwangsarbeiter und andere NS-Opfer verhalten sich, so unsere Beobachtungen in Moskau und Minsk, oft skeptisch gegenüber der ihnen von Schülern angebotenen Hilfe, zumal diese Hilfe nicht primär finanzieller Natur sein kann.

    Aus diesem Grunde wurde beschlossen, die individuelle psycho-soziale Hilfe für ehemalige Zwangsarbeiter und andere NS-Opfer durch vertrauensbildende Maßnahmen und Aktivitäten an den jeweiligen Projektschulen zu ergänzen. Hierbei soll es darum gehen, die alten Menschen in den Schulalltag einzubeziehen und über zwangslose Treffen zwischen Schülern, Lehrern und Zwangsarbeitern ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen.

    Die Hoffnung ist die, daß solche Maßnahmen die alten Menschen perspektivisch dazu animieren werden, vorbehaltlos bei Schülern um individuelle Hilfe zu bitten (vielleicht über ein „Notfalltelefon“), Schülern über ihr schweres Leben zu berichten und freundschaftliche Beziehungen zu den jungen Leuten aufzubauen. Neben Veranstaltungen zu offiziellen Feiertagen an den Schulen und an anderen Orten können die ehemaligen Zwangsarbeiter zum Beispiel:

    • zu Lernwettstreiten an den Schule oder auch
    • zu gemeinsamen Theaterbesuchen und Museumsbesuchen eingeladen werden.
    • Die alten Menschen können in bestimmten Abständen zu gemeinsamen Mittagessen oder Kaffeetrinken eingeladen werden.
    • Möglich ist sicher auch das Mieten von Kleinbussen und gemeinsame Ausflüge in Parks zum Picknick, Baden, Spaziergängen und sonstigen Vergnügungen.

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