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Schüler helfen ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern in Kiew, Minsk und Moskau.

Projekt ist wichtig und macht Spaß.

Heiner Dörfler (Friedensdienstleistender von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste) berichtet.

Seit Anfang April arbeiten wir in einem neuen Altenprojekt, inniziiert von dem Verein KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V., Projektleiter: Jan Illig, in Zusammenarbeit mit der 137. Mittelschule Minsk und uns Freiwilligen. Im Projekt haben wir in zwei Monaten schon einiges auf die Beine gestellt. Zur Zeit arbeiten zehn Schüler der 10. Klasse mit zwölf ehemaligen Zwangsarbeitern – auf freiwilliger Basis.

Die Oberstufen-Geschichtslehrerin Ludmila Ivanovna Schenikova leitet das Projekt in Minsk. Sie hat bei jedem potentiellen Patienten einen vorbereitenden Anruf gemacht, darauf erfolgte ein Besuch ihrerseits zu Hause bei den älteren Leuten, zuerst einzeln, danach mit den Freiwilligen (Minsker Schüler und wir, Deutsche) und ein erstes Kennenlernen fand statt.

Danach war das größte Hindernis überwunden – die Herstellung des ersten Kontaktes und der Abbau von Mißtrauen bei den ehemaligen Zwangsarbeitern. Nun konnten die Freiwilligen selbstständig gehen.

Anfangs wurden bei vielen die Fenster geputzt, wofür ich die nötigen Putzmittel gekauft hatte. Oft wurden die Freiwilligen nach der Arbeit zum Tee eingeladen und es wurden Geschichten aus dem Leben der älteren Leute sowie der Schüler erzählt.

Heiner Dörfler mit einer ehemaligen Zwangsarbeiterin.

Wenn ich dabei war, war das für Zwangsarbeiter wie Schüler etwas Besonderes, vielleicht auch etwas Seltsames – daß dort jemand aus Deutschland kommt, oft zum ersten Mal, und dort helfen möchte. Am Ende waren aber meist alle zufrieden, daß ein Kontakt hergestellt worden war und man, über die Völkergrenzen hinweg, friedlich zusammensein konnte.

Zum 9. Mai, dem Tag des Sieges, haben wir uns eine Aktion ausgedacht. Jeder Patient sollte ein Lebensmittelpaket überreicht bekommen. Dafür waren die Lehrerin und ich in einem Lebensmittelgroßmarkt und haben kräftig eingekauft: Salami, Käse, Gebäck, Pralinen, Konserven. Diese große Ladung brachte ich zur Schule, wo die Schüler die Portionen für die ehemaligen Zwangsarbeiter einteilten und anschließend austrugen.

Bei den Beglückwünschten löste diese Aktion eine große Resonanz aus, das Verhältnis wurde vertieft. Die Arbeit wurde fortgeführt. Wir haben bei den Leuten geputzt, ihnen Medikamente in der Apotheke besorgt, für sie gekocht und ihnen Gesellschaft geleistet.

Zwei von ihnen haben wir mit einer Torte und kleinen Geschenken zum Geburtstag überrascht, eine andere ältere Dame zum Friedhof begleitet. Weiterhin gab es einen Frisörbesuch, worauf wir die Frau, die schon länger nicht mehr in einer so genannten. „Parikmacherskaja“ war, Ende Mai mit noch einer anderen ehemaligen Zwangsarbeiterin zum Ballett „Schwanensee“ eingeladen und begleitet haben. Für sie war es ein großes Erlebnis und sie waren sehr angetan.

Neben den Besuchen und dem Kauf von Lebensmitteln, Medikamenten, Putzmitteln usw. besteht mein Part am Projekt auch in der Buchführung über alle ausgegebenen Mittel. Weiterhin versuche ich mit den Schülern gut zusammenzuarbeiten, sie zu motivieren und ein Vorbild zu sein.

Ab und zu besuche ich unsere Patienten auch allein, wenn die Schüler nicht können, aber wenn möglich, immer mit ihnen zusammen. Für die weitere Arbeit wäre ein Essen-Projekt denkbar, das heißt, daß man zu Hause Essen kocht und danach ausliefert. Das wäre für einige Alleinwohnende eine gute Sache, daß man neben häuslicher, gesellschaftlicher auch leibliche Hilfe anbieten können, denn oft kochen sie für sich selbst aus verschiedenen Gründen nicht.

Ich freue mich sehr, daß ich in diesem Projekt arbeiten kann, ich fühle, daß die Arbeit wichtig und von Nutzen ist, nicht zuletzt ist sie höchst interessant und macht mir Spaß.

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